Es war einmal eine Prinzessin, die hatte ein toll laufendes Unternehmen und war stolz darauf. Doch irgendwann geschah es: Die holde Maid schlief nach und nach ein – ob eine böse Fee dahinter steckte, ist nicht bekannt. Und während sie in ihrem Chefkämmerlein friedlich poofte, entstanden in der Welt da draußen viele Innovationen. Aber in ihrem Hause passierte über viele Jahre – nichts!
Wie die meisten Märchen hat auch dieses einen wahren Kern …
Innovationen? Wären schon gut …
Ich war kürzlich in der Deutschlandzentrale eines weltweit agierenden Konzerns. Die Leiterin führt das Geschäft seit über zehn Jahren und die Zahlen sind sehr gut. Sie hat deshalb weitgehend Ruhe vor ihrem Konzernvorstand. Aus ihrem eigenen Haus – so sagt sie selbst achselzuckend – kommen kaum Anregungen. Also ist sie eigentlich ganz zufrieden. Ein bisschen mehr Innovationen? Ja, wären schon gut. Aber es läuft doch auch so gut …
Wenn Sie in dieses Unternehmen kommen, spüren Sie sofort, dass hier keine Dynamik mehr herrscht. Alles und jeder hat seinen Platz gefunden und sich dort eingerichtet. Unter dem Trubel des Alltagsgeschäfts herrscht die Stille eines verwunschenen Schlosses. Echte Neuerungen gibt es schon lange nicht mehr. Und manch’ einer der Schlossbewohner, äh, Mitarbeiter, schaut sorgenvoll nach draußen, wie die Konkurrenten einer nach dem anderen mit Innovationen vorbeiziehen.
Ja, warum kommt denn keiner von denen auf die Idee, diese verhängnisvolle Ruhe zu stören und die Prinzessin aufzuwecken?
Nach dem x-ten Mal
„Wissen Sie, Herr Heilmaier, ich habe es ja versucht“, erzählt mir ein Mitarbeiter im Vertrauen. „Aber wenn Sie x-mal mit einer Idee kommen und erhalten immer nur lapidar die Antworten „Keine Zeit“ oder „Geht nicht“ – dann gehen Sie irgendwann nicht mehr hin. Und inzwischen ist jedem klar: Die da oben wollen ja eigentlich gar nichts von Innovationen wissen.“
Den Ruf unter Ihren Mitarbeitern, dass Sie sowieso kein offenes Ohr für deren Ideen haben, bekommen Sie schnell weg. Und dann hören Sie auch nichts mehr. Es erreicht Sie kein noch so spannender Innovationsgedanke mehr. Kein Wunder, dass Sie dann einschlafen.
Das ist kein Vorwurf, das ist menschlich. Ich selbst habe diese Erfahrung auch schon gemacht.
Keine Dackel, bitte
Ich war jung Vertriebsleiter geworden, hatte tausend Sachen um die Ohren, aber im Großen und Ganzen lief es gut. Ich war zufrieden mit mir. Und ich nahm es auch nicht allzu ernst, als Thomas Wagner, einer der gestandenen Vertriebsingenieure, zu mir kam, um etwas – wie er sagte – Wichtiges mit mir zu besprechen. „Tut mir leid, ich kann gerade nicht“, wimmelte ich ihn ab, denn ich war schon wieder auf dem Sprung in das nächste Meeting.
Als er zum zweiten Mal kam, war ich auch gerade im Haus unterwegs.
Nach seinem dritten vergeblichen Versuch platzte ihm der Kragen und er sagte mir klipp und klar: „Herr Heilmaier, ich bin doch kein Dackel, der Ihnen hinterherläuft!“
Wumm, das saß. Ich war aufgewacht aus meinem Dornröschen-Schlaf. Ich bin Thomas Wagner noch heute dafür dankbar, dass er so deutliche Worte gefunden hat.
Falls Sie nun keinen Thomas Wagner in Ihren Reihen haben, möchte ich Ihnen etwas anderes empfehlen …
Innovationen welcome
Nehmen Sie die Anregungen für Innovationen, mit denen Ihre Mitarbeiter zu Ihnen kommen, ernst. Setzen Sie sich damit auseinander und betrachten Sie sie als Denkanstoß und Inspiration. Ihre Leute sitzen nah dran am Kunden und können Ihnen wertvolle Hinweise geben, um die Innovationskraft Ihres Unternehmens zu steigern.
Und signalisieren Sie Ihrer Belegschaft stets, dass Ihnen deren Gedanken willkommen und wichtig sind. Sonst macht sich bald keiner mehr die Mühe, Sie und das Unternehmen am Dornröschen-Schlaf zu hindern. Und das wäre doch fatal, wenn Sie die nächste Innovationswelle verschlafen, oder?